Freitag, 3. Juni 2011

Stadt im Abbruchwahn

Gewohntes Bild: Baustellen in Lugano (Foto: Lena Kornyeyeva)

In der Neuen Zürcher Zeitung können wir heute lesen, wie Lugano sein historisches Erbe entsorgt. Die Stadt wird immer hässlicher. Villen aus dem 19. Jahrhundert müssen einer Überbauung mit gleichförmigen Appartement bauten oder mit Bürohäusern Platz machen. Das Geld regiert. Mitverantwortlich ist ein Stadtpräsident, der selbst Architekt ist - und nicht zuletzt ein Interesse an vielen Neubauten hat.

Dienstag, 31. Mai 2011

häßliche Architektur: Beispiel Zürich

Ausgerechnet "Sonnengarten" heißt die Genossenschaft, die ein umwerfend grausiges Mehrfamilienhaus in Zürich realisiert, dass abweisender und, ja, häßlicher kaum sein könnte. Warum entwerfen Architekten solche Häuser? «Der Bau wird bereits als moderner ostdeutscher Plattenbau bezeichnet» sagen die Nachbarn. Siehe Artikel im Tagesanzeiger Zürich

Brandmauer

Foto: (c) Nils Aschenbeck

Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert sind Städte keine Einheiten mehr, keine Gesamtkunstwerke, keine abgestimmten, komponierten Gebilde. Sie sind chaotische Räume. Die Brandmauer wird zum bestimmenden Merkmal der modernen Stadt. Die Brandmauer ist die Bruchzone zwischen verschiedenen Stadtkonzepten. Die Brandmauer erscheint, wenn ein Altbau Neuem weichen muss – damit in eine bestehende Bebauung ein Neubau eingefügt werden kann. Brandmauern entstehen aber auch, wenn neue Straßen durch alte Quartiere gezogen werden. Schon Fontane schreibt in seinem Stechlin von einer Brandmauer in Berlin – an der eine große Werbung für Ersatzkaffee gespannt ist. Und in dem Billy-Wilder-Meisterwerk "Menschen am Sonntag", der in Berlin im Jahr 1930 spielt, sieht man in wilden Kamerafahrten die Berliner Brandmauern, auf die natürlich Werbebotschaften aufgemalt sind.
Eine besondere Brandmauer ist in Bremen an der Bismarckstraße zu finden (siehe Foto). Der Baumeister des Reihenhauses, hier: des Endhauses, wusste wohl nicht, ob es eine anschließende Nachbarbebauung geben wird. Oder er war einfach zu faul, um eine Ecklösung zu entwerfen. Aber in dem großbürgerlichen Quartier, das immerhin architektonische Einheit vorgeben sollte, durfte auch keine profane Brandmauer entstehen. Deshalb wurde sie verkleidet - mit einer eindrucksvollen Blendfassade. Nur an einer kleinen verbliebenen Ecke hat es dann doch eine Werbung geschafft, die Brandmauer zu besetzen.